Pflegearbeiten auf den Borstgrasrasen im Ermesbachtal

Pflegearbeiten auf den Borstgrasrasen im Ermesbachtal

Betreuungsgebiete

Die Biologische Station in der StädteRegion Aachen betreut (siehe Aufgaben: Fachliche und praktische Gebietsbetreuung) derzeit um die 20 Gebiete im Aachener Land. Hierbei handelt es sich meist um ausgewiesene, sichergestellte oder geplante Naturschutz- sowie Landschaftsschutzgebiete.
Viele dieser Gebiete werden langfristig von der Station begleitet (Betreuungsgebiete). Zum Teil arbeitet die Biologische Station aber auch nur für einen gewissen Projektzeitraum in den Gebieten (Projektgebiete).

Naturschutzgebiete im oberen Kalltal

Wichtiger Lebensraum nicht nur für seltene Falter: Naturnahe Wiese am Lenzbach

Der Randring Perlmutterfalter im Kalltal

englischer ginster zur bütezeit kalltal

Englischer Ginster zur Blütezeit

braunkehlchen (saxicola rubetra) kalltal

Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

standortfremder fichtenforst

standortfremder Fichtenforst

moorwiesenbrache im kalltal

Moorwiesenbrache im Kalltal

biber im kalltal

Im oberen Kalltal von der Staatsgrenze bei Konzen-Entenpfuhl bis Lammersdorf befinden sich fünf Naturschutzgebiete, die durch die Biologische Station betreut werden. Dazu zählen das NSG Kalltal (53,3 ha), NSG Brückborn/Kranzbruch (43,7 ha), NSG Oberes Kalltal mit Nebenbächen (133,3 ha), NSG Lenzbach (9,9 ha) sowie NSG Kranzbach und Kranzbruchvenn (30,9 ha). Sie sind Teil des Natura 2000-Gebietes "DE-5303-302 Kalltal und Nebentäler".

Die Kall mit ihren Nebenbächen ist geprägt durch eine überwiegend naturnahe Aue mit ausgedehntem Feucht- und Nassgrünland. An einigen Stellen sind Reste von Auwäldern erhalten geblieben. In ganzjährig nassen Bereichen weist das Gebiet zusätzlich Moorbildungen auf. Eine Besonderheit sind die so genannten "Palsen" in den Naturschutzgebieten "Brückborn/Kranzbruch" und "Kranzbach und Kranzbruchvenn". Es handelt sich um meist kreisförmige oder ovale mit einem Wall umgebene Vertiefungen, die während der letzten Eiszeit bzw. unmittelbar nacheiszeitlich entstanden sind und in Mitteleuropa nur in der deutsch-belgischen Grenzregion vorkommen. In diesen Vertiefungen haben sich im Laufe der letzten Jahrtausende kleine Moore gebildet. Auf solchen nährstoffarmen, moorigen Standorten gedeiht z.B. die gelb blühende Moorlilie (Narthecium ossifragum), auch Beinbrech genannt. Eine weitere botanische Rarität ist der in Moorwiesen verbreitete Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe).

In den Wiesen, Magerweiden und Brachflächen entlang der Kall und ihrer Nebenbäche kommen eine Vielzahl seltener Vogelarten vor. Durch eine Vielzahl an Naturschutzmaßnahmen im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung, des Vertragsnaturschutzes sowie verschiedener Projekte ist der Bestand fast aller Arten, häufig entgegen den landesweiten Trend, positiv. Zu den besonders schützenswerten Arten gehören beispielsweise Baumpieper, Feldschwirl, Kuckuck, Sumpfrohrsänger und Wiesenpieper. In Übergangsbereichen zwischen extensiv genutzter Kulturlandschaft und durch den Biber geprägten „Wildnisbereichen“ konnten in den letzten Jahren auch Reviere der im Naturraum Eifel seit langem als ausgestorben geltenden Arten Bekassine und Krickente festgestellt werden, ein toller Erfolg von nahezu 25 Jahren Naturschutz im Gebiet.

Insbesondere wurden in den Interreg-Projekten „Tälerprojekt“ und „Heiden-Moore“ sowie dem Life-Projekt „Auenverbund“ großflächig die nach dem Krieg angepflanzten Fichten entnommen. Zu einem Teil wurden die Flächen anschließend der freien Sukzession überlassen, teilweise wurden auch artenreiche Wiesen und Weiden nach dem Vorbild einer historischen Kulturlandschaft restauriert. In Teilbereichen erfolgte durch Grabenverschluss auch eine Wiedervernässung von Flächen, die derzeit auch durch die umfangreichen Aktivitäten des Bibers erfolgt.

In größerem Umfang wurden und werden Flächen in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station durch die NRW-Stiftung aufgekauft. Auch andere Akteure wie die StädteRegion erwerben Flächen mit der Zielsetzung Naturschutz. Die Gemeinde Simmerath und die Stadt Monschau haben im Rahmen eines Ökokontos großflächige Bereiche für den Naturschutz entwickelt.

Zu den interessanten Tieren des Kalltals gehören Schmetterlinge wie z.B. der in Nordrhein-Westfalen stark gefährdete Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) oder der sogar vom Aussterben bedrohte Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle). Ihre Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Schlangenknöterichs (Polygonum bistorta). 

Die naturnahen und weitgehend unverbauten Bachabschnitte der Kall sind weiterhin ein idealer Lebensraum für den Biber (Castor fiber). Diese Tierart wurde Anfang der 80er Jahren im Bereich des Staatlichen Forstamtes Hürtgenwald im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes ausgesetzt und hat sich auf natürliche Weise inzwischen auch wieder entlang der Kall ausgebreitet. Seine Dämme und Burgen sowie die in Bibermanier abgenagten Bäume sind ein unverkennbares Zeichen seiner Anwesenheit. Auch der buntschillernde Eisvogel (Alcedo atthis) ist hier auf Jagd nach Beute in Form kleiner Fische.

Die Biologische Station dokumentiert in den Naturschutzgebieten im Kalltal die Entwicklungen der Pflanzen- und Tierwelt, um daraus Schutzmaßnahmen für verschiedene Tiergruppen abzuleiten und gegebenenfalls Veränderungen im Schutzgebietsmanagement umzusetzen.

In größerem Umfang werden im Schutzgebiet Wiesen und Weiden von ortsansässigen Landwirtinnen und Landwirten im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms bewirtschaftet. Hierzu gehört auch die Beweidung mit einer größeren Schafherde durch einen Schäfer. Beweidungstermine sind hierbei an das Vorkommen seltener Tier- und Pflanzenarten angepasst. Dadurch soll der Erhalt einer extensiven Kulturlandschaft, die Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten ist, langfristig gesichert werden.